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  • 01.02.2023
  • Lea Beiermann, Finn Blug

OpenAI, Tesla und Meta: Expectation Engineering

In diesem Brief aus der Zukunft geht es um Inszenierten Hype // Eigene Erwartungen managen //
Shift Happens #2.

Seit fast zehn Jahren wagen sich Gründer:innen regelmäßig in die Vox-Sendung "Höhle der Löwen", in der sie einer Investor:innen-Jury innovative Produktideen vorstellen. In der vergangenen Staffel konnte ein Start-up für Produkte aus Muttermilch einen Deal abschließen, wohingegen eine Katzenklappe mit automatischer Beuteerkennung nicht überzeugte. 

Das heißt nicht, dass Körperlotion aus eigener Muttermilch per se ein besseres Produkt ist als eine Klappe, die Katzen davon abhält, tote Mäuse in der Küche zu drapieren. Es bedeutet vielmehr, dass die Investor:innen auf eine Zukunft wetten, in der hyperpersonalisierte Produkte und Mutterschaft als Lifestyle eine größere Rolle spielen werden als das Jagdverhalten unserer Haustiere. Die Investor:innen zahlen in Erwartung einer von vielen möglichen Zukünften – und lassen diese Zukunft durch ihr Investment bereits ein Stück weit Realität werden.

Unternehmer:innen, die auf Investitionen angewiesen sind, müssen deshalb nicht nur ihr eigenes Unternehmen, sondern auch die Erwartungen ihrer Investor:innen managen. Sam Altman, CEO von OpenAI, kann man im Moment live bei diesem Drahtseilakt beobachten, wenn er einerseits den Hype um ChatGPT weiter befeuert, andererseits vor zu hohen Erwartungen an das Nachfolge-Sprachmodell (GPT-4) warnt. 

Auch die Tech-Unternehmen Meta und Tesla versuchen eine Zukunft zu entwerfen, die sich um ihre Produkte dreht, und setzen dabei auch auf zweifelhafte Methoden. So stellte sich nun etwa heraus, dass Tesla das autonome Fahren in einem Werbevideo nur inszeniert hatte. Das erinnert an die absurde Debatte um Beine im Metaverse: Bei einer virtuellen Produktvorstellung von Meta bejubelten beinlose Avatar-Mitarbeitende Mark Zuckerbergs neue virtuelle Beine (ob die überschwängliche Freude echt war, sei einmal dahingestellt). Doch wenig später wurde klar, dass Zuckerbergs Beine nur eine Simulation, beziehungsweise die Simulation einer Simulation, waren.

In der Soziologie gibt es einen Bereich, der sich mit solchen (enttäuschten) Erwartungen und Innovation beschäftigt, die "Sociology of Expectations". Forschende in diesem Bereich haben zum Beispiel festgestellt, dass wenn wir Zeit als käufliches Gut betrachten, auch die Zukunft zur Ware wird. Wenn Zeit Geld ist, ist eine ungeplante Zukunft Geldverschwendung – und mächtig ist, wer unser aller Zukunft längst geplant hat. Doch auch User:innen haben Macht im Spiel der Erwartungen, wenn sie etwa ein iPhone-Modell nicht kaufen, weil sie mit einem besseren Nachfolgemodell rechnen. Das ließe sich weiterdenken: Vielleicht überspringen wir einfach die Metaverse-Zukunft, in Erwartung einer besseren Version.

von Lea Beiermann



Personal Growth

Erwartungen erfolgreich managen


Erwartungen spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Ein persönlicher Erfolg mag noch so groß sein, sind die Erwartungen von einem selbst oder anderen im Vorfeld höher gewesen, kann das die eigenen Bemühungen völlig zunichte machen. Entsprechend wichtig ist ein richtiger und achtsamer Umgang mit Erwartungen – auch für ein positives und produktives Arbeitsumfeld. Hier sind vier Tipps für gutes Erwartungsmanagement:

Verstehen: Damit du an dich gestellte Erwartungen erfüllen kannst, musst du zunächst verstehen, worin diese genau bestehen. Das bedeutet nicht nur schlicht zu wissen, wann eine Aufgabe oder Projekt als erfolgreich abgeschlossen gilt, sondern auch die Hintergründe zu reflektieren. Helfen kann die Frage nach dem Warum: Verstehst du den tieferen Sinn deines Tuns, kannst du entsprechend handeln – und Erwartungen mitunter sogar übertreffen.

Kommunizieren: Sobald du die an dich gestellten Erwartungen verstehst, ist es wichtig diese entsprechend zu kommunizieren. Erst wenn dein Team oder dein Gegenüber deine konkrete Auffassung von Erfolg teilt, kannst du auch auf deine Weise erfolgreich sein. Diese Kommunikation musst du ganz bewusst von anderen einfordern. 

Messen: Setze dir messbare Ziele, die spezifisch, erreichbar, relevant und zeitgebunden sind. Das hilft dir, dich zu fokussieren und die Fortschritte zu verfolgen. Projektmanagementtools, wie Trello oder Asana, können dir dabei helfen, diese Messbarkeit greifbarer und transparenter zu machen. 

Reevaluieren: Selten lassen sich Ziele so geradlinig erreichen, wie man es sich vorher ausmalt. Umso wichtiger ist es, zwischendrin zu reflektieren, ob die eigenen oder fremden Erwartungen erreichbar sind – und diese gegebenenfalls anzupassen.

Diese Tipps können übrigens auch Führungskräften dabei helfen, Strukturen für ein gutes Erwartungsmanagement zu etablieren. Und du? Wann hast du das letzte Mal eigene oder fremde Erwartungen enttäuscht? Hätte ein besseres Expectation Management helfen können? 

von Finn Blug



Dive Deeper


Folge #2: Kryosauna | Tanzende Bienen | Magische Technologie


Die Stimmung ist frostig in der zweiten Folge von Shift Happens, denn Miriam und Léa berichten von ihrer Erfahrung in der Kryosauna. Was machen 86 Grad Minus mit Körper und Geist? Außerdem sprechen sie über den Schwänzeltanz von Bienen und was dieser mit der kognitiven Einheit von Elon Musk zu tun hat. Zum Schluss gibt es dann wieder ein Überraschungsthema, das sich in dieser Woche um eine magische Technologie dreht, die scheinbar Gedanken lesen kann.

mit Miriam Meckel & Léa Steinacker

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Und zuletzt:


Mit FutureMe kannst du selbst geschriebene Mails an dein zukünftiges Ich schicken, um beispielsweise deine Gegenwart mit deinen eigenen Erwartungen aus der Vergangenheit abzugleichen – oder einfach nur eine positive Nachricht an dein Zukunftsselbst schicken. 



Dies ist das Archiv unseres wöchentlichen Newsletters, dem Brief aus der Zukunft. Gelange hier zur Sammlung, um mehr zu entdecken.

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