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  • 15.06.2021
  • Techniker Krankenkasse

„KI wird unverzichtbar"

ANZEIGE: Jens Baas, Mediziner und Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, sieht in KI und Datenanalyse eine große Bereicherung – für Patient:innen wie Ärzt:innen gleichermaßen.

Herr Baas, viele digitale Anwendungen wie Robotik, Virtual Reality und auch Künstliche Intelligenz werden in der Patientenversorgung, in der Diagnostik und Therapie längst eingesetzt. Wie werden diese Systeme unser Gesundheitswesen verändern?

Sie tun es schon längst – im Großen wie im Kleinen. In den vergangenen Tagen wurde vermeldet, dass das menschliche Genom nun erstmals vollständig entschlüsselt wurde. Das wird für medizinische Zwecke völlig neue Anwendungen ermöglichen. Ein anderes Beispiel tragen wir in der Hosentasche oder am Handgelenk: Smartphones oder Wearables mit integrierter Sensorik. Ich habe
als junger Arzt noch etwas über die sogenannte Schaufenster-Krankheit gelernt. Das ist eine Erkrankung der Beinarterien, und der Name kommt von der Frage an die Patient:innen, wie viele Schaufenster sie entlanggehen können, bevor die Beine anfangen zu schmerzen. Heute kann jede:r sein Smartphone oder seinen Fitnesstracker nutzen, um seine Schritte zu zählen, und der Arzt oder die Ärztin könnten diese Daten für die Behandlung verwenden. Daten und deren Auswertung helfen also Patient:innen wie Ärzt:innen gleichermaßen.

Aber wenn Mediziner:innen nur noch auf Tabellen und Zahlen schauen, wie verändert sich das Verhältnis zu ihren Patient:innen?

Ich bin überzeugt davon, dass die medizinische Versorgung ebenso Handwerk und Heilkunst ist wie Wissenschaft. Daten und Künstliche Intelligenz werden ein zusätzliches Instrument der Wissenschaft und der medizinischen Versorgung sein – KI wird aber Ärzt:innen nur unterstützen, sie nicht ersetzen. Ich halte es etwa für möglich, dass Ärzt:innen in wenigen Jahren bei jeder Diagnose zwingend auch
eine KI zurate ziehen müssen. Beispiel elektronische Patientenakte: Wir können keinem zumuten, alle darin gespeicherten Daten zu sichten. Sehr wohl denkbar wäre aber, dass eine Künstliche Intelligenz das übernimmt und eine Zusammenfassung erstellt. Diese Zusammenfassung wird Ärzt:innen vorgelegt und sie sind dafür verantwortlich, sie auf Sinnhaftigkeit und Plausibilität zu prüfen.

Gesundheitsdaten sind sensibel, nicht umsonst gibt es das Arztgeheimnis. Wie können wir die Balance zwischen Innovation und dem Schutz der Privatsphäre halten?

Das ist in der Tat eine der wichtigsten Fragen, die wir beantworten müssen. Vor allem müssen wir eine Antwort darauf finden, wem die Patientendaten gehören. Aus meiner Sicht können sie nur den Patient:innen selbst gehören, sie sollten die volle Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten haben. Lassen Sie mich einen weiteren Punkt anführen: Wer wird für die Ergebnisse, die eine KI liefert, verantwortlich sein? Ich habe das Beispiel mit der Auswertung der elektronischen Patientenakte genannt. Ärzt:innen müssen die Ergebnisse zwingend interpretieren – so wie sie heute schon MRT-Aufnahmen oder Ähnliches interpretieren. Vor allem aber muss auch die KI sehr gut sein. Und wir wissen, dass eine KI nur so gut ist, wie die Daten, mit der sie trainiert wurde. Viele Algorithmen sind allein aufgrund der Datenbasis voreingenommen, etwa in Bezug auf das Geschlecht oder die soziale Herkunft. Insofern muss klar sein: Es wird weiterhin Fehler geben – aber hoffentlich weniger als bisher.

Auf welchem Weg sehen Sie Deutschland – insbesondere nach der Corona-Pandemie, von der man sagt, sie habe der Digitalisierung hierzulande einen Schub gegeben?

Das hat die Pandemie ganz sicher. Vor allem aber haben wir gesehen, dass wir in vielen Aspekten der Digitalisierung innerhalb des Gesundheitswesens Defizite haben. Ich denke, wir hätten die Pandemie besser bewältigt, wenn wir in der Digitalisierung schon weiter fortgeschritten wären. Wobei das Problem in Deutschland kein technisches Problem ist. Es ist ja nicht so, dass Ärzt:innen oder auch Krankenkassen digitale Tools nicht schätzen. Das Problem ist der Wille und die Akzeptanz. Ich hoffe, dass die vergangenen eineinhalb Jahre einigen Leuten die Augen geöffnet haben. Es war doch beeindruckend zu sehen wie die Patient:innen auf einmal digitale Angebote genutzt haben. Ich hoffe, dass der Druck von den Patient:innen, diese Angebote zu nutzen, so groß sein wird, dass auch die Politik die Zeit nicht wird zurückdrehen können.

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