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  • 01.09.2021
  • Finn Blug

„Ich stresse mich nicht mit Limits für meine Bildschirmzeit“

Magdalena Rogl ist Head of Digital Channels bei Microsoft Deutschland und verbringt nicht nur berufsbedingt viel Zeit an Bildschirmen. Im Interview erzählt sie, warum die Screentime allein für sie nicht aussagekräftig ist und welche Schlüsse sie daraus für sich zieht.

In #TheScreen sprechen wir mit Menschen über ihre Bildschirmzeit und wie ihnen ein achtsamer Umgang mit Technologie gelingt. Diesmal haben wir Magdalena Rogl gefragt, welche Anwendungen besonders viel ihrer Bildschirmzeit in Anspruch nehmen und ob sie einen Tipp für mehr Achtsamkeit im Digitalen hat.

Planst du bewusst bildschirmfreie Zeit in deinen Alltag ein?

Magdalena Rogl: Ich würde sagen jein. Zwischen Arbeit und Privatleben herrscht bei mir ein fließender Übergang – das lässt sich nicht so einfach trennen. Deshalb habe ich für mich entschieden, mich nicht mit irgendwelchen Limits zusätzlich zu stressen. Aber es gibt bei mir bestimmte Aktivitäten am Tag, wo für mich klar ist, dass ich mein Handy nicht nutze.

Zum Beispiel?

Morgens nehme ich mir beispielsweise bewusst Zeit, um in Ruhe in den Tag zu starten: Yoga zu machen, Musik zu hören, analog zu lesen, manchmal zu tanzen. Das kann ich nur machen, wenn die Kinder noch schlafen, weil sonst sterben sie vor Peinlichkeit (lacht). Aber auch wenn ich keine genauen Limits festlege, schaue ich mir abends mal die Bildschirmzeit des Tages an – übrigens auch am Desktop und frage mich dann: Wie hoch war meine Bildschirmzeit heute? Bei welchen Apps war es heute besonders viel und warum? Mir ist eine sinnvolle Reflexion darüber wichtiger, als mir selbst Limits zu setzen. Die Zeit allein sagt ja nichts darüber aus, wie sinnvoll ich die Technologie jetzt gerade genutzt habe.

Gibt es eine bestimmte Anwendung, mit der du zu viel Zeit verbringst, wenn du dich nicht bewusst zurücknimmst? Welche App ist dein “Guilty Pleasure”?

Da gibt es keine spezielle App, aber grundsätzlich ist es bei mir ganz sicher Social Media. Aber das mache ich ja auch beruflich und deshalb lässt sich das natürlich nicht einfach trennen. Ich finde es einfach immer wahnsinnig spannend. Und ich konsumiere darüber tatsächlich auch meine News. Ich nutze überhaupt keine News-Apps mehr, sondern informiere mich über Social Media – zum Beispiel über Menschen, denen ich folge, die konkrete Leseempfehlungen posten. Da verbringe ich sicher am meisten Zeit. Aber ich würde es nicht als „Guilty Pleasure“ bezeichnen. Manchmal scrollt man sich zwar auch in ein Loophole, aber grundsätzlich ist es bei mir keine bestimmte App, sondern eher Social Media im Allgemeinen.

Du hast eben angedeutet, dass du die Reportings deiner Bildschirmzeit sehr differenziert betrachtest. Wenn du dann stärkere Veränderungen feststellst, ziehst du daraus konkrete Schlüsse?

Auf jeden Fall. Ich finde diese Reflexion sehr wichtig – auch, um eine bessere Selbsteinschätzung zu bekommen. Jeder kennt das: Man glaubt, vielleicht zehn Minuten am Bildschirm gewesen zu sein, tatsächlich waren es aber 40 Minuten. Manchmal ziehe ich auch sehr harte Schlüsse: Dann verstecke ich eine App zum Beispiel weiter hinten in meinem Handy. So ist die Versuchung bei einem kurzen Blick auf das Handy nicht so riesig, da schnell noch mal reinzuklicken. Außerdem habe ich Apps immer gruppiert. In seltenen Fällen lösche ich Apps auch komplett. Da bin ich grundsätzlich sehr rigoros. Ich sortiere meine Apps alle paar Wochen einmal durch und lösche alles, was ich für mich im Alltag nicht brauche, um nicht so viele Versuchungen zu haben.

Klingt radikal.

Ja, manchmal ziehe ich super radikale, manchmal weniger radikale Schlüsse. Beispielsweise hab ich mich oft dabei beobachtet, dass ich mich bei Instagram sehr stark mit anderen Menschen vergleiche. Ich mag aber Instagram als App wahnsinnig gerne und folge da auch sehr positiven oder politischen Menschen. Aber wenn ich feststelle, dass ich mich jedes Mal schlechter fühle, wenn ich diese Instagram-Stories sehe, dann entscheide ich mich radikal dafür, diesen Personen nicht mehr zu folgen und mich davon bewusst abzugrenzen.

Wie gelingt dir digitale Achtsamkeit?

Ich würde gar nicht von digitaler, sondern allgemein von Achtsamkeit sprechen. Ich finde es auch ganz schwierig, wenn von Digital Detox die Rede ist. Das impliziert, dass das Digitale quasi giftig sei. Es liegt schließlich an uns, wie wir Technologien verwenden; wie wir unsere Apps verwenden; wie wir unsere Bildschirme verwenden und das alles entsprechend reflektieren. Dafür gibt es ja auch sehr positive Beispiele: Ich nutze gerne Meditationsapps.

Hast du einen Tipp für mehr Achtsamkeit im Digitalen?

Man sollte sich bewusst fragen: Wem folge ich? Wie nutze ich eine App? Kann ich sie für mich vielleicht positiver nutzen? Achtsam zu handeln, bedeutet nicht, dass wir uns einfach reglementieren, sondern wirklich auf uns achten – dass wir schauen was uns gut tut, was uns nicht gut tut und dementsprechend handeln.

Foto im Titelbild: Sapna Richter

Magdalena Rogl

Seit 2016 ist Magdalena Rogl Head of Digital Channels bei  Microsoft Deutschland. 2017 wurde sie mit dem Digital Female Leader Award ausgezeichnet. Edition F nominierte sie 2018 als eine von „25 Frauen, die unsere Wirtschaft revolutionieren“. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied der Microsoft internen LGBTIQ+ Initiative GLEAM.

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