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Facebook: Das alte Lied vom neuen Namen

Berichten zufolge wird Facebook seinen Namen ändern. Wieso der Mutterkonzern gerade jetzt ein Rebranding nötig hat und worauf der neue Name hindeutet

Bevor der Spielfilm „The Social Network“ 2010 in die Kinos kam, galt Facebook als schillerndes Vorzeigeunternehmen einer digitalen Revolution, die Menschen weltweit näher zueinander bringen sollte. Mehr als ein Jahrzehnt später ist davon nur noch wenig zu spüren. Nun plant Facebook sich umzubenennen – weg von dem Markenkern soziales Netzwerk, der dem Film seinen strahlkräftigen Namen gab. Das meldete das US-amerikanische Tech-Portal The Verge vergangene Woche unter Berufung auf eine interne Quelle.

Bislang trägt der Mutterkonzern, zu dem u. a. auch Unternehmen wie Oculus, WhatsApp, Instagram und Giphy gehören, denselben Namen wie das originäre soziale Netzwerk Facebook selbst. Die Namensänderung soll den diversen Geschäftsfeldern Rechnung tragen, auf denen der Konzern mittlerweile tätig ist und gilt darüber hinaus als Fingerzeig für die künftige Ausrichtung: Im Juli sprach Facebook-CEO Mark Zuckerberg in einem viel zitierten Interview bereits davon, dass man künftig weniger als Social-Media-Unternehmen, sondern vielmehr als „Metaverse-Company“ gesehen werden wolle. Seine Vision eines künftigen Metaversums ist nicht weniger als der Nachfolger des Internets, in das die Nutzer:innen dank Virtual Reality eines Tages gänzlich eintauchen können.

Das Rebranding könnte aber noch andere Gründe haben: Der Name „Facebook“ hat im Laufe der vergangenen Jahre eine Pejorisierung durchlebt – einen Bedeutungswandel ins Negative. Die Gründe dafür sind so zahlreich wie vielschichtig: der Cambridge Analytica-Skandal samt Brexit und Trump-Wahl, die fragwürdige Rolle des sozialen Netzwerks in Ländern wie Myanmar und Äthiopien, ein Algorithmus, der destruktive Tendenzen befeuert, indem er Hass schürt und Vereinsamung fördert, sowie eine Vielzahl belastender Enthüllungen hinsichtlich des halbherzigen Umgang mit diesen Problemen. „Facebook“ steht schon lange nicht mehr dafür, Menschen näher zusammenzubringen. Vielmehr ist der Name zum Synonym für den „Techlash“ geworden, unter dem all die negativen Tendenzen der digitalen Revolution subsumiert werden.

Die offizielle Bekanntgabe des neuen Namens wird in der kommenden Woche erwartet. Und natürlich spekuliert bereits die halbe Welt über die künftige Bezeichnung. Gute Chancen scheint „Meta“ zu haben, wie Bloomberg berichtet. Die entsprechende Domain gehöre bereits zum erweiterten Kreis der Facebook-Familie und läge nah an der Metaverse-Vision des Konzerns.

Ob das geplante Rebranding in „Meta“ oder „Horizon“ tatsächlich helfen kann, das ramponierte Image des Tech-Giganten aufzupolieren, ist indes fraglich. Auch Google entschied sich 2015 dazu, dem Mutterkonzern einen neuen Namen zu geben: Alphabet. Trotzdem ist immer noch überwiegend von Google die Rede, auch wenn es nicht um die Suchmaschine selbst geht. Dass das eigentliche soziale Netzwerk auch weiterhin den Namen Facebook tragen dürfte, spricht dafür, dass es auch hier ähnlich sein wird.

Und wenn es bald wieder einen Spielfilm über das Unternehmen und seinen Gründer geben sollte, wird dieser wohl kaum „The Metaverse Network“ heißen – sondern nach den Schlagzeilen der vergangenen Jahre eine ganz andere, düstere Geschichte erzählen.

Titelbild: Nordwood Theme/Unsplash

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