Kaum ein Sektor entwickelt neue Produkte so rasant wie die Tech-Branche. Woran tüfteln die großen Konzerne aktuell?
Die Tech-Branche erfindet sich fortwährend und rasend schnell neu. Das muss sie auch, schließlich kämpfen die Konzerne untereinander mit den innovativsten Technologien um den Vorsprung im Markt. Nicht alle patentierten Technologien werden später tatsächlich in Produkten verbaut. Dennoch bieten neu vergebene Patente einen Einblick in die Ideen, an denen die Unternehmen aktuell werkeln. Drei der vielversprechendsten Patente der Tech-Konzerne, die kürzlich von der US-Patentbehörde PTO veröffentlicht wurden, stellen wir hier vor.
Google: Der persönliche Assistent fürs Telefon
Das Smartphone klingelt, der Bildschirm leuchtet auf. Eine unbekannte Nummer. Für viele Smartphone-Nutzer:innen ist das ein unliebsames Szenario: Sollen sie den Anruf annehmen, auch wenn er unerwünscht sein könnte? Oder lieber einfach klingeln lassen?
Eine neue Patent-Bewerbung von Google bei der US-amerikanischen Patentbehörde USPTO will ihnen die Scheu nehmen und unbekannte Anrufe schon im Vorfeld überprüfen. Ziel der Anwendung ist vor allem, Werbeanrufe herauszufiltern.
Im Patent wird eine Software beschrieben, die Anrufe zuerst annimmt und weitere Informationen vom Anrufenden anfordert. Erst dann stellt sie den Anruf durch. Der Grund des Anrufs wird dann dem Empfänger des Telefonats auf dem Handydisplay ausgespielt. Der kann nun besser informiert entscheiden, ob er ans Telefon gehen möchte oder eben nicht.
Amazon: Autonome Roboter mit einem Gefühl für die Umgebung
Wir leben im Zeitalter der Distribution. In riesigen Warenlagern wird eine große Menge an Produkten sortiert, transportiert, gepackt und dann verschickt. Wenn Amazon in manchen Gegenden die Lieferung in ein bis zwei Stunden verspricht, muss es schnell gehen: Mit Robotern, die die Arbeit übernehmen. Damit einher gehen allerdings hohe Sicherheitsrisiken für Personal und Betriebsabläufe. Schließlich müssen Mensch und Maschine nun miteinander agieren. Wenn die automatisierten Systeme sich oder dem Personal in die Quere kommen, stecken sie mitunter fest und können ihre Aufgabe nicht mehr ausführen.
Kürzlich wurde Amazon ein Patent bewilligt, das die Roboter besser vor Unfällen schützen soll: Durch automatische und bewegliche Sicherheitszonen rund um die Roboter, sodass diese effizient und ohne Zwischenfälle ihre Aufgabe erledigen und sicher durch die Anlage navigieren können. Dazu werden Daten von diversen Sensoren gesammelt, die potenziell störende Objekte rund um den Roboter identifizieren. Gleichzeitig analysieren sie die Geschwindigkeit des Roboters und passen die Größe und Form der Sicherheitszone ständig daran an. In einigen Robotern selbst ist ein Navigationssystem verbaut, das in Echtzeit die Hindernisdaten verarbeitet und dementsprechend Routen plant, um erfolgreich ans Ziel zu kommen.
Wenn all diese Vorkehrungen einmal nicht ausreichen, bleibt immer noch eine letzte Option: Das System beendet die Fahrt des Roboters einfach.
Apple: Automatisches Entsperren von Geräten
Auf dem Smartphone sind unsere Fotos, Nachrichten und mitunter sensibelste Daten gespeichert. Um Fremden den Zugriff darauf zu verwehren, sperren die meisten Nutzer:innen ihre Geräte via Sicherheitscode, Daumenabdruck oder Gesichtserkennung.
In den vergangenen Jahren ist dieser Prozess immer weiter optimiert worden, manche Methoden funktionieren in einem Sekundenbruchteil. Trotzdem umständlich, urteilten die Erfinder:innen bei Apple. Sie bewarben sich kürzlich um ein Patent, das das Smartphone in den Betriebsmodus bringen soll, – noch schneller und ohne, dass Nutzer:innen sich biometrisch oder via Code Identifizieren.
Abhilfe schafft dabei ein zweites elektronisches Gerät, zum Beispiel eine Smartwatch, das sich in der Nähe des Smartphones befindet. Dieses zweite Gerät erkennt, dass es sich ganz nah an einem bekannten Smartphone befindet und nimmt via Bluetooth oder dem Mobilfunknetz Kontakt auf.
Die beiden Geräte koppeln sich und das Smartphone wird von einem gesperrten in einen entsperrten Betriebszustand versetzt – ganz automatisch und ohne viel Einsatz durch die Besitzer:innen. Natürlich klappt die Kopplung nur, wenn beide Geräte autorisiert sind, um miteinander zu arbeiten. Das Verfahren soll übrigens nicht nur beim Entsperren von Smartphones, sondern auch bei Laptops, Smartwatches und weiteren Geräten funktionieren. Trotzdem könnte man sich fragen, ob die Methode genauso sicher ist, wie das Entsperren per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Aber zumindest in Situationen, in denen man sich in einem gesicherten Umfeld befindet, könnte das Verfahren wiederholtes und lästiges Entsperren künftig deutlich einfacher machen.