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  • 22.02.2023
  • Finn Blug

Die Kehrseite der neuen Suchmaschinen-Ära

In diesem Brief aus der Zukunft geht es um KI-Such-Wettlauf // Chatbot-Ambiguität// Shift Happens #5.

Nun ist sie also angebrochen, die neue Ära der Suchmaschine. Nachdem wochenlang über die Zukunft von Suchdiensten in Zeiten von künstlich-intelligenten Chatbots spekuliert worden war, überschlugen sich in der vergangenen Woche die Ereignisse im KI-Such-Wettlauf: Während Microsoft dienstags stolz die Integration von ChatGPT in ihre Nischensuchmaschine Bing präsentierte, wartete Google am Folgetag mit einem entsprechenden Event live aus Paris auf. Zwei Tage zuvor hatte man bei Google hastig versucht, der Präsentation von Microsoft zuvorzukommen, indem man vorab einen Blogbeitrag veröffentlichte. Darin kündigte Google CEO Sundar Pichai den eigenen KI-Chatbot Bard an.

Das kann als Indiz gewertet werden, dass der lange unangefochtene Branchenprimus die neue Bing-Konkurrenz, angetrieben von OpenAIs Wunder-KI, als ernsthafte Bedrohung für das Kerngeschäft Online-Suche (80% des Umsatzes) wahrnimmt. So ernsthaft, dass man meinen könnte, Googles Führungsebene sei in blinden Aktionismus verfallen: Erst veröffentlichte man ein Werbevideo, in dem Bard eine Antwort gibt, die zwar technisch gesehen richtig ist, aber von aller Welt zunächst als falsch abgestempelt wurde. Dann fehlte während des Live Events das Demo-Handy auf der Bühne. Im Nachgang sackten die Aktien von Googles Mutterkonzern Alphabet um mehr als sieben Prozent ab – und verringerten den Marktwert des Unternehmens mal eben um 100 Mrd. US-Dollar.

Nach der Pannenshow schienen die Fronten also klar: Während Microsofts Bing wie der Phoenix aus der Asche trat, blieb Google nichts anderes übrig, als diese Asche auf das eigene Haupt zu streuen. Doch nun häufen sich Meldungen, wonach der KI-unterstützte Bing-Bot nicht nur weniger zuverlässig ist als zunächst angenommen, sondern teilweise beängstigende und unangenehme Aussagen trifft. Machtfantasien, Drohungen, Schmeicheleien, Liebeserklärungen und fälschlicherweise darauf beharren Recht zu haben, der Bot scheint es faustdick hinter den Ohren zu haben.

Spätestens jetzt sollte man auch bei Google hellhörig werden: Klingt das nicht verdächtig nach den Erfahrungen, die man im Sommer 2022 intern mit dem eigenen Chatbot LaMDA gemacht hat und die eine Nebeldiskussion über die scheinbare Seele von KI hervorgerufen haben? Und auch Microsoft hat eine Geschichte mit einem außer Rand und Band geratenen Chatbot. Vielleicht hätten die beiden Tech-Giganten allem Hype zum Trotz besser daran getan, nicht Hals über Kopf in die „neue Ära der Suchmaschine“ hineinzustolpern. Doch das scheint wohl keine Option zu sein in einer Zeit, in der man die Entlassungen zehntausender Mitarbeitender vergessen machen muss.

von Finn Blug



Personal Growth

Mit der scheinbaren Unfehlbarkeit von Chatbots umgehen


Jenseits der Unzulänglichkeiten von Chatbots kann man auch fragen, ob die von allen Seiten kolportierte KI-Suchmaschinen-Revolution tatsächlich so erstrebenswert ist. Zwar mag ein KI-Assistent für manche Suchanfragen und die Kuration von Ergebnissen äußerst praktisch sein, für schnöde Stichwortsuchen ist das heute jedoch oft überflüssig – oder gar gefährlich: Chatbots liefern singuläre Antworten, die Probleme verkürzt darstellen und in mystischer sowie vermeintlich allwissender Absolutheit kaschieren.

Das haben auch Google und Microsoft erkannt und versuchen vorzusorgen. Doch selbst wenn Bing Quellen in Form von Fußnoten auflistet und Googles Bot künftig mehrere Antwortmöglichkeiten zeigen soll („no one right answer“), macht das die Ergebnisse immer noch viel undurchsichtiger als das bei klassischen Suchresultaten der Fall ist. Hier sind drei Tipps, wie du mit der scheinbaren Unfehlbarkeit umgehen kannst, die Chatbots suggerieren:

1. Verstehen: Sei dir darüber im Klaren, dass Chatbots ihre Limitationen haben. Sie können möglicherweise nicht auf alle nötigen Informationen zugreifen oder sind nicht für alle möglichen Szenarien programmiert. Dementsprechend solltest du dich nicht auf Chatbots als einzige Informations- oder Entscheidungsquelle verlassen.

2. Kommunizieren: Sei möglichst spezifisch in deinen Anfragen und versuche, Fragestellungen zu vermeiden, auf die es nur eine einzige, absolute Antwort geben kann. Statt nach dem „was“ zu fragen, solltest du eher nach dem „wie“ fragen und dem System so Raum für Ambiguität lassen.

3. Klarstellen: Wenn du dir bei einer Antwort nicht sicher bist, frage bewusst nach. Die meisten Chatbots sind so programmiert, dass sie zusätzliche Informationen liefern und dabei helfen können zu verstehen, warum sie eine bestimmte Antwort gegeben haben.

von Finn Blug



Dive Deeper


Spar dich zukunftsarm!


Die KI-Modelle, die gerade die Welt bewegen, brauchen Unmengen von Daten. Will Deutschland da mitmischen, braucht es einen neuen Umgang mit einem Reizthema. 

von Miriam Meckel

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Folge #5: No Beta-Mindset | Energiefluss | Zwischenwelten


In Folge 5 von #ShiftHappens wird es energetisch: Miriam und Léa sprechen darin über den urdeutschen Grundsatz der Datensparsamkeit und wieso dieser in Zeiten der laufenden KI-Disruption ein echter Killer für die innovative Energie Deutschlands ist. Außerdem geht es um kleine Nadeln im und am Körper, die den körpereigenen Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen können. Und schließlich erzählen die Beiden von der US-amerikanischen Autorin Suleika Jaouad und der Energie, die sie brauchte, um sich mit und nach ihrer Krebserkrankung zwischen den dichotomen Welten der Kranken und Gesunden zurechtzufinden.

mit Miriam Meckel & Léa Steinacker

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Und zuletzt:


In dieser absurd komischen und prophetischen Szene aus dem Film Her (2013) spielt der Protagonist Theodore ein interaktives Spiel, entworfen von dem brillianten Medienkünstler David O’Reilly, wobei er mit gleich zwei „Künstlichen Intelligenzen“ interagiert – von denen eine sehr ausfallend wird



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