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  • 08.11.2021
  • Milena Merten

Alles wird meta

Mit dem Metaversum möchte die Tech-Branche eine einzige, übergeordnete virtuelle Welt erschaffen. Doch tatsächlich entwickelt man derzeit multiple Metaversen.

Wie fühlt es sich wohl an, für einen Roman eine virtuelle Welt zu ersinnen und fast 30 Jahre später zu erfahren, dass führende Tech-Unternehmer ebenjene Welt in die Realität umsetzen wollen? Die Antwort darauf kennt nur der Science-Fiction-Autor Neil Stephenson, der in seinem Roman „Snow Crash“ das „Metaversum“ erfand: eine digitale Parallelwelt, in die Menschen eintauchen, weil sie der hässlichen und gewaltvollen Realität entfliehen wollen. Vor wenigen Tagen twitterte Stephenson, er wolle klarstellen, dass Facebook sich bei seiner Umbenennung in „Meta” zwar offensichtlich auf seine Idee des Metaversums beziehe, er aber weder Kontakt noch irgendeine geschäftliche Beziehung mit dem Konzern pflege.  

Die Wortwahl lässt zumindest erahnen, dass Stephenson keine kommerzielle Nutzung seiner Idee vorschwebte. Und doch hat er nicht nur Facebook/Meta-Gründer Mark Zuckerberg, sondern eine ganze Reihe prominenter Tech-Pioniere inspiriert. Microsoft-CEO Satya Nadella kündigte vor wenigen Tagen an, seine Kollaborationssoftware Teams durch personalisierte Avatare und immersive Räume erweitern zu wollen, um ein Metaversum für Meetings zu schaffen. Spielehersteller wie Epic Games, Roblox oder Tencent arbeiten ohnehin bereits seit Jahren an umfassenden virtuellen Gaming-Welten. Und selbst die Match Group, Mutterkonzern der Dating-App Tinder, präsentierte kürzlich Pläne für ein Dating-Metaversum, durch das sich Nutzer:innen als Avatare bewegen und in VR-Bars kennenlernen können.

Aus der Fantasie könnte also schon bald eine (Meta-)Realität werden. Allerdings wirkt es derzeit so, als werkelten die verschiedenen Tech-Konzerne an ihren jeweils eigenen Metaversen. Der ursprünglichen Vision folgend, sollten all diese virtuellen Parallelwelten künftig miteinander kompatibel sein, sodass Nutzer:innen sie so nahtlos und echt wie ihre reale Umwelt erleben können. Doch der Verdacht liegt zumindest nahe, dass in genau diesem Punkt die Pläne der Tech-Unternehmen von der Utopie abweichen dürften: Wer die alleinige Kontrolle über das Metaversum erlangen könnte, erhielte schließlich eine nahezu grenzenlose Macht über ein Medium, das mit uns noch viel verschmolzener ist als der heutige digitale Raum. 

Wohin sich das Metaversum entwickeln könnte und ob es das heutige Internet eines Tages ablösen wird, diskutieren Finn Blug und Milena Merten auch in unserer neuen Podcast-Folge. Hier könnt ihr sie hören:

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