Lebenslanges Lernen macht uns besser im Job, klüger und glücklicher. Diese acht Grundsätze helfen dabei.
Lernen ist das Wichtigste, was wir tun. Wir beginnen damit am Tag unserer Geburt: Wir lernen, unseren Körper zu gebrauchen, unsere Bedürfnisse mitzuteilen, Bindungen zu denen aufzubauen, die uns lieben – und hören niemals damit auf. Zumindest sollten wir das nicht. Denn Lernen bringt uns dazu, uns weiterzuentwickeln, nicht nur als Kind, sondern für immer: Wir erwerben neue berufliche Fähigkeiten, neue Sichtweisen, neue Wege der Zusammenarbeit.
Wenn wir in jeder Phase unserer Karriere lernen, dann werden wir nicht nur besser in unserem Job oder glücklicher oder sogar klüger. Es könnte uns auch „zukunftssicher" machen.
Vor einiger Zeit habe ich eine Liste mit „wesentlichen Lernprinzipien" geschrieben, die uns auf alles vorbereiten sollen, was die Zukunft bringt. Seitdem habe ich einiges dazu gelernt und kann zu den meisten Prinzipien mehr sagen. Hier eine kurze Übersicht:
1. Mache das Lernen zu einem festen Bestandteil deines Alltags.
Lerne nicht nur gelegentlich, in ein oder zwei Kursen pro Jahr, auf einer Konferenz oder mit einem Lehrbuch am Strand. Mache das Lernen zu etwas, das du ständig tust: Lies beim Frühstück The Economist, verabrede dich jede Woche zum Mittagessen mit den klügsten Köpfen deines Netzwerks. Anstatt anzunehmen, dass du etwas weißt, stell dir vor, du weißt es nicht. Der im Zen-Buddhismus als Shoshin bekannte „Anfängergeist" geht Hand in Hand mit der Lehre, umfasst aber auch Offenheit, Lerneifer und – was am wichtigsten ist – die Freiheit von Vorurteilen. Schau dir einen Dokumentarfilm über ein Thema an, das nicht zu deinem Fachgebiet gehört, höre dir den Lieblingspodcast eines Freundes an oder lies einen Roman, den Mitarbeiter:innen der nächstgelegenen Buchhandlung empfehlen.
2. Lass dem Gelernten Luft zum Atmen.
Um neue Erkenntnisse in unser Wissen zu integrieren, sollten wir ihnen Zeit geben, unser Verständnis vollständig zu formen. Ich verwende das Wort „brachliegen” in Bezug auf den Verstand und das aus gutem Grund: Es gibt zahlreiche empirische Belege für die Vorteile einer geistigen Auszeit. „Ruhe ist nicht Müßiggang." Der bessere Teil des Lernens besteht nicht darin, Informationen in eine Art Aktenschrank in unserem Kopf zu stopfen, sondern darin, unseren Geist schweifen zu lassen und ihm Zeit zu geben, sich zu verlieren.
3. Spielen.
Die Relevanz des Spielens für Kinder ist allgemein bekannt, aber auch für Erwachsene ist es von entscheidender Bedeutung. Spielen wirkt therapeutisch, baut Stress ab und fördert Innovation und Engagement. Auch denjenigen, die Schwierigkeiten mit dem „Nichtstun" haben, kann eine Auszeit zum Spielen dabei helfen, ihrem Geist Ruhe zu verschaffen.
4. Ehrfurcht finden.
Unser Gehirn speichert Informationen, die mit Emotionen verbunden sind, besser als andere. An hochemotionale Erlebnisse können wir uns deshalb eher erinnern. Ehrfurcht ist besonders schön, wenn sie mit Spiel und Ruhe kombiniert wird: Ob du ein Waldbad nimmst, Sterne beobachtest oder einfach einen Spaziergang machst, Ehrfurcht macht glücklicher und hoffnungsvoller – beides kann uns beim Lernen helfen.
5. Lehren.
Häufig heißt es: Der beste Weg etwas zu lernen, ist ein Buch darüber zu schreiben. Wenn man anderen etwas mitteilt, wird nicht nur das Gelernte gefestigt, sondern auch Wissenslücken aufgedeckt. Man spricht vom sogenannten „Protegé-Effekt” und er ist einfach zu erreichen: Alles, was du dazu braucht, ist ein offenes Ohr, das dir zuhört, wenn du etwas erklärst, das du gerade gelernt hast. Es hilft außerdem dabei, es einfach zu halten.
6. Sei ein Generalist.
Dazu gehört, dass man überall lernt, offen ist und sich bemüht, täglich neue Informationen aufzunehmen. Sei es durch die oben erwähnten Verabredungen zum Mittagessen oder durch unerwartete Erkenntnisse aus unbekannten Fachgebieten. Paul Genberg zufolge war es sein Dasein als Generalist, das ihn dazu gebracht hat, sein eigenes Unternehmen zu führen. Und wusstest du, dass die in den ersten Computern verwendeten Lochkarten von einem Verfahren zum Weben von Seide inspiriert wurden?
7. Kenne dich selbst.
Wir lernen nicht nur von unseren Lehrer:innen, sondern auch von uns selbst: Wir probieren neue Dinge aus, machen Fehler, versuchen es noch einmal, finden Dinge heraus. Das wir uns dadurch verändern ist unvermeidbar: Neue Erkenntnisse verändern die Strukturen deines Verstands und verändern Stück für Stück, was dich ausmacht. Deine Schwachstellen, Blockaden und natürlichen Stärken kennenzulernen – vielleicht durch Persönlichkeitsanalyse oder auch eine Therapie oder Meditation – kann in dir Türen zu etwas Neuem öffnen.
8. Höre auf, so zielorientiert zu sein.
Lernen ist keine Reise, sondern ein Tanz.
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